Der Kosmos in einem anderen Licht - ROSAT und der Röntgenhimmel

Mit einer Lebensdauer von nun schon über fünf Jahren ist ROSAT einer der erfolgreichsten wissenschaftlichen Satelliten. Dieser Astronomiesatellit, der die Röntgenstrahlung kosmischer Quellen wie Sterne und Galaxien mißt, sollte ursprünglich mit dem Space Shuttle gestartet werden und wurde dann nach der Challenger-Katastrophe für den Start mit einer Rakete umgebaut. Die Astronomen begrüßten diese Planung, stellte sie doch wegen der höheren Umlaufbahn die dann auch erreichte längere Lebensdauer in Aussicht.

ROSAT funktioniert auch nach fünf Jahren noch so gut, daß die Astronomen sich weiterhin um Beobachtungszeit mit dem 83 cm im Durchmesser messenden Röntgenteleskop drängen. Um einen Faktor fünf ist die im Antragsverfahren vergebene Beobachtungszeit überbucht. Dieses Teleskop, eine Meisterleistung der Spiegelschleifer der Firma Carl Zeiss in Oberkochen, hat eine bis auf wenige Atomlagen glatte Oberfläche und kann deshalb auch die sehr kurzwellige Röntgenstrahlung bündeln und auf die Röntgenbilddetektoren leiten.

Kurz nach dem im Juni 1990 vom Kennedy Space Center auf Cape Canaveral erfolgten Start hat ROSAT während eines halben Jahres die erste vollständige Himmelsdurchmusterung im Röntgenbereich durchgeführt und dabei nahezu 100.000 bisher unbekannte kosmische Röntgenquellen aufgespürt. Dieser umfangreiche Katalog erlaubt es seitdem den Astronomen, sich interessante Röntgenquellen herauszusuchen und den Satelliten auf diese auszurichten. Weit über 100 Beobachtungen wurden auf diese Weise bereits für die Astronomen der Göttinger Universitäts-Sternwarte durchgeführt.

Prof. Klaus Beuermann, früher als Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Extraterrestrische Physik in Garching tätig, dessen Direktor, Prof. Joachim Trümper, das ROSAT-Projekt leitet, ist an der Auswertung der Himmelsdurchmusterung und an vielen Einzelmessungen mit ROSAT beteiligt. Er wird über das völlig neue Bild berichten, das der Himmel im Röntgenbereich bietet: über vertraute Objekte wie etliche auch mit bloßem Auge sichtbare Sterne einerseits und über die neuen erst mit ROSAT entdeckten Phänomene andererseits. Viele dieser Phänomene beruhen auf hoher Energiefreisetzung in kurzer Zeit und damit auf explosiven Prozessen, bei denen ein ganzer Stern zerissen wird oder Materie aus dem Zentrum einer Galaxie herausgeschleudert wird.

Zusammenfassen kann man sagen, daß ROSAT unser Bild von vielen Prozessen im Universum verändert und die Röntgenastronomie revolutioniert hat.


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